Weil ich in meinen 13 Jahren Schule (im Niedersachsen des
ausgehenden 20. Jahrhunderts dauerte ein durchschnittliche Schullaufbahn bis
zum Abi - und auch eine überdurchschnittliche - nunmal 13 Jahre) wohl schon ein
paar nützliche Sachen gelernt habe, und meine Wochenzeitung noch immer keine
Lesehilfe à la "ZEIT für Dummies" rausgebracht hat, möchte ich es wie
folgt beschließen:
Da arbeiten intelligente Leute, die sicherlich nicht nur
lesen und schreiben können, sondern auch mehr Ahnung von der Wirkung des
geschriebenen Wortes haben, als ich. Wenn die also in zwei unterschiedlichen
Artikel zu den beiden derzeit heißesten Außenpolitischen Themen nebeneinander
die Überschriften "Merkel, geh voran!" und "Über die
Klippe" bringen, bin ich überzeugt, dass die Lesart beider Titel als ein
Satz, die das Hirn irgendwie automatisch vollbringt, zumindest rudimentär
beabsichtigt ist. So ein bißchen Bildzeitungsstil - nur halt nicht in einer
Schlagzeile, sondern in zweien.
Der Stilldemenz und den Augenringen geschuldet habe ich die
Artikel nur rudimentärst überflogen, und kann die Inhalte nicht wahrheitsgemäß
wiedergeben. Aber die Synopse könnte - nur im BILD-Wortsinn nun sein: Frau M.
führt Europa mit ihrer Griechenlandpolitik an den Abgrund. Oder Frau M. führt
gar nicht, und soll das endlich tun, damit der Euro nicht über die
Klippe... Kurzum: Welch brillianter
Layoutschachzug, dass ich nur über Überschriften so viel nachdenken kann - und
das in reduziertem Stil (Muhaha).
Anders ausgedrückt (hat auch schon jemand vor mir gesagt):
Es ist manchmal wichtiger, die richtigen Fragen zu stellen, als die richtigen
Antworten zu geben.***
*möglicherweise auch
in mehreren Sprachen - und habe trotzdem alle notwendigen Versicherungen
abgeschlossen - aber das nur am Rande, denn die Fußnote soll ja nicht zu einer
Frustnote werden....
**Es war im Englischunterricht der 12. Klasse im LK. Die
Unterrichtseinheit Shakespeare wurde von der Unterrichtseinheit Hemingway
abgelöst. Frönte ich zuvor einem wortreichen, barocken Schreibstil, gewöhnte
ich mir als nächstes die knallharte Reduktion aufs Wesentliche an.
*** Zu Gunsten von freiem Gedankenfluss verzichtete die Autorin hier auf Lesbarkeit.
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