Freitag, 23. Januar 2015
Ein Hoch auf das Co- Sleeping
Liebe S., ich verstehe dich jetzt ein bißchen besser. Vor
gut anderthalb Jahren lächelte ich noch milde, als du mir sagtest, dass du auf
unserem gemeinsamen Wellness Wochenende bitte ein Einzelzimmer willst, denn Du
sehntest dich nach Einsamkeit. Das Geschnarche von rechts, das Gequengel von
links - das alles sollte einmal ersetzt werden durch: Nichts. Stille links,
Stille rechts. Ich lächelte milde.
Heute weiß ich, wovon Du sprachst. Geschnarche rechts, Gequengel
links. Und nicht nur das: Ich habe keinen Platz mehr im Bett. Ich würde ein
Doppelzimmer für mich allein wollen. Geschnarche rechts und Gequengel links, dazu noch
Gedrängel von beiden Seiten, ich habe im Moment vielleicht vierzig Zentimeter
von meiner Matratze. Wir sind Kuschelschläfer, das hieß früher, dass wir in
Löffelchenposition einschliefen, sich im Laufe der Nacht aber jeder auf seine
Matratze trollte. Heute schlafe ich beim Stillen ein, das Baby an mich
gekuschelt, und irgendwie schafft es im Laufe der Nacht jeder auf meine Matratze.
Und warum ist eigentlich die Flächenverschlingung im Bett umgekehrt
proportional zur Körpergröße? Wer hat den Babies beigebracht, dass der kleinste
Mensch den meisten Platz im Bett brauchen darf? Alle Babies müssen in
Jesus-Position schlafen. Und wenn man die Ärmchen liebevoll anklappt - fitsch -
werden sie wieder ausgestreckt. Ich nenne es den Kreuzreflex. Es ist also kurz
nach fünf, das Kind ist frisch eingeschlafen und ich denke, ich könnte mal auf
dem Rücken liegen. Also klappe ich ein Ärmchen an. Drehe mich auf den Rücken.
Und spüre ein Händchen unter meiner Schulter. Es sei besorgten Eltern gesagt,
dass man sich nicht unbewußt im Schlaf auf sein Kind rollt. Es sei aber auch
nicht verschwiegen, dass einem das im Wachzustand durchaus passieren kann, weil
das Kind es manchmal drauf anzulegen scheint. Meines zumindest. Denn es scheint
neben dem Kreuzreflex noch einen weiteren zu haben: den Lückenfüll-Raupreflex.
Wenn ich vom Baby abrücke, mich gar auf die andere Seite drehe, dann raupt das
Kind näher an mich heran. Raupen ist hier eine Bewegungsform, die ich noch
nicht näher ergründet habe: Krabbeln kann sie nicht, schon gar nicht im
Schlafsack. Robben auch nicht. Kullern tut sie auch nicht. Sie bewegt sich
einfach nur im Schlaf mit ihrem Oberkörper zu mir. Wie diese Raupen, die mit
ihrer vorderen Körperhälfte mal die Gegend erkunden, und mit der hinteren
Hälfte auf dem Blatt sitzen. Prima. Nun liegt sie diagonal mit ausgestreckten
Armen auf zwei Dritteln meiner Matratze. Ich habe nun also nur noch dreißig
Zentimeter. Und auf der Nachbarmatratze liegt mein Mann - haarscharf an der
Kante, also fast auch noch auf meiner Matratze und schnarcht.
Nach rechts sanft boxen, damit das Geschnarche aufhört. Links das Baby
wieder in eine geordnete Position bringen. Mittlerweile ist es viertel nach
sechs. Rechts wird der Wecker ausgeschaltet, um nochmal ein wenig zu
schlummern, links wird im Schlaf
randaliert. Also bewege ich mich nach rechts, um den freigewordenen Matratzenplatz
voll auszunutzen. Das Kind randaliert noch mehr, und fängt wieder an, die Lücke
zu füllen, und mein Seelenverwandter denkt, ich hätte ein frühmorgendliches
Kuschelbedürfnis. Dreht sich um und schon liegen wir wieder in
Löffelchenposition. Ich zähle die Minuten, die ich noch wachbleiben muss, bis
mein Kind wieder gestillt werden möchte. *g
Montag, 12. Januar 2015
Alles anders - II
Wenn man Mutter ist, ist plötzlich alles anders. Das Kind - ja, das ist sowieso jeden Tag anders. Und ich selbst auch, irgendwie.
Ich lerne jeden Tag dazu - über das erneute Anderssein meines Kindes und meiner selbst, und überhaupt. Auch jede Menge neuer Gefühle. Ängste sind da ganz groß. Die irrationalen Ängste, mein Kind könnte von Monstern gefressen werden, bei Raumtemperatur erfrieren, vom Wickeltisch hüpfen... die rationalen Ängste wie: es könnte von der Leiter fallen, wenn Papa mit Kind auf dem Arm an der Decke Kabel velegt... rationale Gelassenheit, wenn das Kind schläft wie es soll und von keinem Urknall der Welt erweckbar scheint. Und etwas neues kommt hinzu: irrationale Gelassenheit. Die Wohnung sieht nicht so aus, wie ich es gern hätte - macht nichts, ist nicht so wichtig. Gut, das mag auch den neu gewonnenen Scheuklappen zu verdanken sein, die werden quasi mit dem Kind geliefert. Das Baby schreit Zeter und Mordio, obwohl es ihm an nichts fehlt und es liebevoll rumgetragen wird: prima, es macht seinen Standpunkt klar. Was auch immer der ist. Gelassenheit. völlig irrational. Anscheinend geben mir die Elternratgeber recht. Im Gegensatz zu den Ratschlägen meiner Eltern, oder der Sorge, denn irgendwas müsse das Kind ja haben, heißt es da: liebevolle Zuwendung hilft, auch wenn sie es manchmal nicht besser macht. Kurzum: Ich kann gelassen sein, wenn ich weiß, dass alles für das Kind getan ist, und es trotzdem schreit. Und ja, das ist auch etwas anderes, als das Kind liegen zu lassen: es könne ja auch mal schreien. Es sind Nuancen im Verhalten, in den Intentionen hinter dem Verhalten. Ich kann es nicht ändern, dass mein Kind schreit, aber ich kann ihm vielleicht helfen, sich zu beruhigen. Bin ich am Ende auch feinfühliger geworden?
*g
Ich lerne jeden Tag dazu - über das erneute Anderssein meines Kindes und meiner selbst, und überhaupt. Auch jede Menge neuer Gefühle. Ängste sind da ganz groß. Die irrationalen Ängste, mein Kind könnte von Monstern gefressen werden, bei Raumtemperatur erfrieren, vom Wickeltisch hüpfen... die rationalen Ängste wie: es könnte von der Leiter fallen, wenn Papa mit Kind auf dem Arm an der Decke Kabel velegt... rationale Gelassenheit, wenn das Kind schläft wie es soll und von keinem Urknall der Welt erweckbar scheint. Und etwas neues kommt hinzu: irrationale Gelassenheit. Die Wohnung sieht nicht so aus, wie ich es gern hätte - macht nichts, ist nicht so wichtig. Gut, das mag auch den neu gewonnenen Scheuklappen zu verdanken sein, die werden quasi mit dem Kind geliefert. Das Baby schreit Zeter und Mordio, obwohl es ihm an nichts fehlt und es liebevoll rumgetragen wird: prima, es macht seinen Standpunkt klar. Was auch immer der ist. Gelassenheit. völlig irrational. Anscheinend geben mir die Elternratgeber recht. Im Gegensatz zu den Ratschlägen meiner Eltern, oder der Sorge, denn irgendwas müsse das Kind ja haben, heißt es da: liebevolle Zuwendung hilft, auch wenn sie es manchmal nicht besser macht. Kurzum: Ich kann gelassen sein, wenn ich weiß, dass alles für das Kind getan ist, und es trotzdem schreit. Und ja, das ist auch etwas anderes, als das Kind liegen zu lassen: es könne ja auch mal schreien. Es sind Nuancen im Verhalten, in den Intentionen hinter dem Verhalten. Ich kann es nicht ändern, dass mein Kind schreit, aber ich kann ihm vielleicht helfen, sich zu beruhigen. Bin ich am Ende auch feinfühliger geworden?
*g
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